- Bei Risiken und Nebenwirkungen zerreißen Sie die Packungsbeilage -
- [ Drahtseiltaenzerin ♥ ]
- 8. Mai 2018
- 3 Min. Lesezeit

Mein heutiger Tag begann leider nicht so schön wie ich gehofft hatte.
Wie heißt es so schön: "Nach dem Schatten folgt das Licht." - leider gilt das auch umgekehrt. Nach den letzten, sehr erfolg- und ereignisreichen Tagen folgte heute morgen mehr als nur kalte Ernüchterung. Ich hatte einen Fehler gemacht, der nun schwer zum Tragen kam.
Obwohl ich die Einnahme von Medikamenten schon kenne habe ich diesmal völlig außer Acht gelassen, dass ich bestimmte Regeln einhalten muss. Bei meinen Tabletten zum Beispiel sollte ich darauf achten, dass ich sie früh - so zeitig wie möglich - einnehme, damit das "Tief", welches eintritt, wenn die Wirkung nachlässt, in der Nacht kommt, wenn ich sowieso schlafe. Sodass ich am nächsten Morgen meine Medikation ohne Probleme fortsetzen kann.
Auch wenn ich meine Medikamente erst seit 3 Tagen und in der niedrigsten Dosierung nehme, darf man nicht vergessen, dass sie im Körper trotzdem schon wirken und das nicht immer so wie man es sich vielleicht vorstellt.
Nebenwirkungen sind nicht selten und ich hatte mich aus Erfahrung schon auf Übelkeit, Schwindel und Schlafstörungen eingestellt, aber auf diesen Aussetzer heute morgen war ich nicht gefasst. Wie gesagt: die Einstellungsphase ist kein Zuckerschlecken, ganz im Gegenteil - es ist eine Zerreißprobe. Nicht nur für mich sondern auch für mein Umfeld - meine Ehe und meine Freunde.
Zurück zum Thema: Da meine Tochter und ich beide Langschläfer sind (und manch einer mag es nicht verstehen, aber das kann ganz schön nerven, wenn man den halben Tag verschläft!), habe ich meine gestrige Tablette erst gegen 11 Uhr genommen und somit hat sich der Wirkungsverlauf meiner Medis verschoben.
Ich konnte am Abend nicht schlafen und in der Nacht kam ich innerlich nicht zur Ruhe. Demzufolge trat das Tief heute morgen beim Aufstehen ein - mit aller Härte.
Aber von Übelkeit und Schwindel keine Spur (damit hätte ich noch leben können), stattdessen überschwemmte ein Tsunami von Gedanken meine ohnehin schon überfüllten Kopf. Ich grüble oft und denke vieles tot, aber DAS waren völlig befremdliche Gedanken. Und es waren so viele auf einmal...
Ich dachte daran alles aufzugeben, meinen Mann zu verlassen und abzuhauen, nur um alleine zu sein. Dann dachte ich: "Was ist wenn ich ihn nicht mehr richtig liebe?!" - und bei Gott - ich weiß, dass dem nicht so ist, das sei gesagt! Ich liebe meinen Mann. Aber in Phasen der völligen Leere oder der völligen Überforderung weiß man manchmal einfach gar nichts mehr. Man zweifelt alles und jeden an. Das macht auf Dauer ziemlich mürbe und ihr könnt euch vorstellen, was das für meinen Mann heißt. Was er schon mit mir erlebt hat, was er mit mir und für mich schon ausgestanden hat, ist nicht in Worte zu fassen. Ich habe mit ihm das große Los gezogen - bis jetzt hat es keinen solange bei mir gehalten wie ihn. Und dafür bin ich ihm unendlich dankbar und dafür liebe ich ihn! ♥
Plötzlich schlich sich der Gedanke ein: 'Das liegt bestimmt an den Tabletten!'
Aus Angst, vor genau so einer Situation und weil ich aufgrund einer Solchen vor 2 Jahren schon einmal alles geschmissen hatte - inklusive meiner Ehe - hatte ich ja bis zuletzt jegliche Art von Psychopharmaka verweigert. Für einen kurzen Moment dachte ich daran sie einfach wieder abzusetzen und es gut sein zu lassen.
Ich versuchte mich zu beruhigen und machte dabei einen - für mich - "folgenschweren" Fehler: Ich googelte.
ERNSTHAFT: fangt in so einer Situation niemals an zu googeln - DAS IST GIFT!
Ich schaukelte mich also bis zum metaphorischen Erbrechen hoch und musste schnellstmöglich ein Ventil finden...
- Ina!
Eine meiner besten Freunde und meine Ansprechpartnerin Nr. 1, wenn es um "Hirngulasch" und "Gedankenkotze" geht. Sie ist eine der wenigen die es schafft mich in so einer Situation zu beruhigen.

Ich schrieb ihr also kurzerhand und erklärte ihr was los ist. Ich versuchte es noch runter zu spielen und tat so, als würde ich mit der Situation schon irgendwie zurecht kommen, aber das war haushoch gelogen. Ich meine, mir ging es zwar überhaupt nicht gut und ich brauchte dringend Gesellschaft, aber ich wollte ihr nicht zur Last fallen.
Natürlich merkte sie (wie immer eigentlich), dass ich damit überhaupt nicht fertig wurde - 15 Minuten später war sie da und schlagartig ging es mir besser. Wir redeten lange und sie nahm mir eine große Last von meinen Schultern.
Ich nahm dann meine Tablette noch ein und versprach ihr, dass ich morgen früh bei Zeiten aufstehen würde um meine Medikamente pünktlich einnehmen zu können. Und ich würde mich daran halten, denn so etwas wie heute morgen möchte ich so schnell nicht noch einmal erleben.
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