- Rückblick: Meine alles verändernde Entscheidung -
- [ Drahtseiltaenzerin ♥ ]
- 18. Mai 2018
- 3 Min. Lesezeit
Prolog

Als ich mich wegen einer schlimmen depressiven Phase zwei Wochen habe krankschreiben lassen, entschied ich mich nun endlich dafür mir therapeutische Hilfe zu holen. Ich suchte mir also fünf Psychotherapeuten in meiner Umgebung und klingelte diese zwei Tage lang ab. Am dritten Tag - und ich hatte noch nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass ich meine Liste noch einmal abtelefonieren musste - klingelte mein Telefon. Auf dem Display eine mir fremde Nummer, jedoch mit nicht unbekannter Vorwahl: Zwickauer Vorwahl, UNSERE Vorwahl.
Binnen Bruchteilen von Sekunden und zwischen einigen anderen Einfällen, wer mich da gerade versucht zu erreichen, kam mir blitzartig der Gedanke: 'Einer der Therapeuten!'. Ich nahm den Anruf entgegen und ich glaube ich habe mich noch nie so sehr über einen Anruf unbekannter Herkunft gefreut. Am anderen Ende der Leitung war Dipl.-Psych. Moritz Müller*, DER Therapeut, der ganz oben auf meiner Liste stand. Eine Freundin hatte ihn mir, schon über ein Jahr zuvor, wärmstens empfohlen und jetzt hatte ich endlich die Möglichkeit mit ihm zu sprechen. Ich muss an dieser Stelle kurz erwähnen, dass ich bereits jetzt schon einen positiven Eindruck hatte, da seine ruhige, angenehme Stimme es irgendwie schaffte mich zu beruhigen - definitiv ein großer Pluspunkt!
Ich bekam schlussendlich einen Termin für den Donnerstag zwei Wochen später. Nachdem das Telefonat beendet war, war ich erstmal überglücklich, da ich sonst mit einem Platz auf irgendeiner Warteliste abgespeist wurde - etwas später schlug das in sehr gemischte Gefühle um. Schließlich hatte ich ja nicht mal eben einen Termin beim Friseur ausgemacht, sondern bei einem Menschen, der durchaus in der Lage ist im Inneren meiner Seele mächtig mitzumischen.
Die erste Woche, in der ich dann auch wieder auf Arbeit gegangen bin, verging eigentlich wie jeder andere auch, aber die darauf folgenden Tage waren der blanke Horror: es war die Woche in der ich meinen Termin hatte und je näher dieser rückte, desto unruhiger wurde ich. Spürbar, wie mir ein guter Freund und Arbeitskollege später noch erzählte. Ich war innerlich sehr angespannt und aufgewühlt, ich bekam wahnsinnige Angst vor dem was da auf mich zu kam - ich meine, ich war schon bei anderen Therapeuten, aber seitdem ist soviel passiert, dass es mir regelrecht davor graute meine gesamte Geschichte noch einmal vom Urschleim an erzählen; mich seelisch und emotional völlig entblößen zu müssen.
(Im übrigen Punkt Nr. 2 weshalb ich diese Therapie nicht schon wieder abbrechen würde - ich habe ehrlich keinen bock dieselbe Scheiße noch mal jemand anderen zu erzählen!)
Zu dieser inneren Unruhe kam noch erschwerend hinzu, dass es die Woche zuvor auf Arbeit extrem(!) stressig und anstrengend war, denn als der Stress sich dann wieder ein wenig legte machte sich die körperliche Ermüdung bemerkbar. Ich hatte Nachtschicht und obwohl ich Nachtschicht von drei Schichten am liebsten machte, hatte ich diesmal schon zum Dienstag die Schnauze voll. Ich hatte überall Schmerzen wo ich nur Schmerzen hätte haben können und ich war extrem müde. Fast jeden Tag schlief ich bis um vier/halb fünf, wo ich sonst um zwei aufstehen konnte und topfit war. Verständlich, dass ich mir dann noch riesige Sorgen machte ich könnte den Termin verschlafen. Zum Glück hatte mein Mann am selben Tag einen Tattootermin und musste somit bedeutend zeitiger aufstehen als ich. Er ist zwar auch ein leidenschaftlicher Langschläfer, aber wenn es darum geht (wichtige) Termine einzuhalten, dann ist auf ihn immer Verlass. Ohne ihn wäre ich so manches Mal zu spät auf Arbeit gekommen, gerade wenn wir Frühschicht hatten.
(Oh Gott ich hasste Frühschicht!)
Ich war in den letzten Tagen also ein nerviges Wrack und dann war es soweit: der Termin stand vor der Tür.
*Name geändert
zu Teil 2
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